Die Übergabe der Stiftungsurkunde am 5.12.2007
Von links nach rechts:
Regierungspräsident Dr. Peter Paziorek
Bürgermeisterin Dr. Angelika Kordfelder,
Stadt Rheine
Stiftungsinitiator Helmut Lechte,
Schul- und Kulturamtsleiter i.R. der Stadt Rheine
Dr. Mechthild Beilmann-Schöner,
Leiterin der Städtischen Museen Rheine
Präambel:
Der Rat der Stadt Rheine hat in seiner Sitzung am 21. Juni 2006 beschlossen, eine „Museumsstiftung Rheine“ zu gründen. Anlass dieser Gründungsabsicht war das Erbe von Frau Gerte Paeßens-Wenzel. Diese hinterließ der Stadt Rheine für das Falkenhofmuseum den künstlerischen Nachlass ihres Vaters, des Kunstmalers Karl Wenzel (1887 – 1947) und ihres Großvaters Ludwig Wenzel (1852 – 1920).
Die Künstlerfamilie Wenzel
Der Kunstmaler Ludwig Wenzel ist in Rheine vor allem durch den Heiligenzyklus bekannt, mit dem er die „Alte Sakristei“ in der Stadtkirche St. Dionysius ausgemalt hat. Bernhard Pietz, von 1891 bis 1915 Pfarrer der Kirche, übergibt Wenzel den Auftrag und kann ihn dazu bewegen, ganz nach Rheine zu ziehen. Wenzel ist Autodidakt und lehnt sich stilistisch an die späten Düsseldorfer Nazarener an. Bekannter ist Ludwig Wenzels Sohn Karl. Er wird 1887 in Ibbenbüren geboren und verbringt seine Jugendjahre in Rheine. Lebenslang fühlt er sich mit der Stadt verbunden.
Von 1906 bis 1914 lernt und arbeitet Wenzel im Atelier des Kirchen- und Historienmalers Friedrich Stummel in Kevelaer, der ihn mit der Ausmalung mehrerer Kirchen beauftragt. Die Freundschaft Stummels mit Pietz, der auch Dechant und Bauherr der St. Antoniusbasilika ist, führt Lehrer und Schüler nach Rheine, wo beide von 1910 bis 1912 die Krypta der neuen Kirche ausgestalten. Seit 1916 ist Wenzel freischaffend tätig. 1920-22 schmückt Wenzel auch die Taufkapelle der Basilika mit Szenen aus dem Leben des Antonius von Padua mit einer reichhaltigen romantisierenden Ornamentik aus.
Ab 1937 erfolgen Ausstellungen im Folkwang-Museum Essen, in Rheine, Kevelaer und im „Haus der Deutschen Kunst“ in München. 1945 verliert Wenzel fast alle seine Werke durch einen Bombenabwurf. In der folgenden Zeit arbeitet er unermüdlich und führt 1947 selbst eine große Ausstellung mit namhaften Künstlern aus Westfalen und dem Rheinland in Kevelaer durch. Bis zu seinem Tod 1947 lebt er am Niederrhein, kehrt jedoch immer wieder nach Rheine zurück und malt und zeichnet hier Stadtansichten, Landschaften und Porträts. Zum Stadtjubiläum 1988 wird sein Werk im Falkenhof Museum präsentiert. Unmittelbar neben dem Falkenhof ist von Wenzel die monumentale Darstellung eines Sämanns am alten Getreidesilo erhalten.
Das Erbe Paeßens-Wenzel
Zusätzlich zu dem künstlerischen Nachlass hinterließ Gerte Paeßens-Wenzel der Stadt Rheine ein Appartement in Bad Neuenahr-Ahrweiler zum Verkauf mit der Bestimmung, den Verkaufserlös ausschließlich für die Ausstattung des Falkenhofmuseums und/oder des Museums in Schloss Bentlage zu verwenden. Der Rat der Stadt Rheine hat daher in Ausführung des testamentarischen Willens beschlossen, das Vermögen aus dem Nachlass von Gerte Paeßens-Wenzel in ein Stiftungsvermögen umzuwandeln.
Der Maler Alexej Assaulaenko
Alexej Assaulenko wurde 1913 in Lubny in der Ukraine geboren. Nach einem Studium am Kunstinstitut in Kiew und an der Leningrader Kunstakademie floh er gegen Ende des Zweiten Weltkrieges mit seiner Familie nach Deutschland. Dort ließ er sich zunächst in Plön, seit 1957 in Rheine nieder. Alexej Assaulenko bevorzugte für seine Kunst die gegenständliche Malerei. Sein zentrales Thema war die Natur. Das Hauptgewicht seines Schaffens lag auf der Landschaft- und Porträtmalerei. Er selbst verstand sich als Künstler, der in der Tradition des russischen Realismus steht.
Ein Höhepunkt in seinem Werk ist der sogenannte „Kommagene-Zyklus“, der nach einer Landschaft in der Osttürkei benannt wurde. 1965 und 1968 begleitete Assaulenko zwei archäologische Ausgrabungsexpeditionen des Althistorikers Friedrich Dörner, der im Auftrag der Universität Münster nach Ostanatolien am oberen Euphrat ein antikes Königreich wiederentdeckte. Für Dörner, der einen Künstler suchte, der in der Lage war, die kommagenische Landschaft in ihrem Zusammenklang mit der großen geschichtlichen Tradition zu erfassen, schuf Assaulenko malerische Interpretationen von Land und Leuten. Sie ergänzen die wissenschaftliche Auswertung der Ausgrabung und erzeugen so ein Gesamtbild von Vergangenheit und Gegenwart.
Private und öffentliche Sammler engagierten sich für Assaulenkos Werk. Hervorzuheben ist der Ankauf des Bergbauzyklus, den das Bochumer Bergbaumuseum in den frühen neunziger Jahren erwarb. Im Besitz der Sparkassenstiftung Plön befinden sich zahlreiche Werke, unter ihnen Bilder im impressionistischen Stil, in denen Assaulenko seine Frau Katharina porträtierte.
Das Erbe Katharina Assaulenkos
Alexej Assaulenko verstarb im Jahr 1989. Auf Initiative zahlreicher Freunde und Sammler von Assaulenko-Werken, die es sich zum Ziel gesetzt hatten, den künstlerischen Nachlass Alexej von Assaulenkos als geschlossenen Bestand für die Bürger der Stadt Rheine zu erhalten, bildete die Stadt Rheine mit Unterstützung der Nordrhein-Westfalen-Stiftung und mit Hilfe umfangreicher privater Spenden per Ratsbeschluss vom 18. Dezember 1990 einen Kapitalstock, der als Startkapital für eine zu gründende Stiftung verwendet werden sollte, um zunächst eine Rentenzahlung für die Witwe des Künstlers zu ermöglichen. Im Gegenzug zu dieser Rentenzahlung hat sich Frau Katharina Assaulenko verpflichtet, nach ihrem Ableben die Gemälde aus dem Nachlass Alexej Assaulenkos der Stadt Rheine zu übergeben. Da die Rentenzahlungen an Frau Assaulenko infolge ihres Todes nicht mehr ausgezahlt werden mussten, verblieb ein Kapitalstock, der nun in die „Museumsstiftung Rheine“ zur letztendlichen Absicherung des Stiftungszweckes nach dem Ratsbeschluss vom 21. Juni 2006 und 12. Dezember 2006 überführt werden soll.
Der Nachlass Alexej Assaulenko
In seiner Sitzung am 21. Juni 2006 hat der Rat der Stadt Rheine beschlossen, den Kapitalstock der Assaulenko-Stiftung - einer unselbständigen Stiftung bei der Stadt Rheine – in eine „Museumsstiftung Rheine“ einzubringen. Dies entspricht den Intentionen von Frau Katharina Assaulenko, die die Kunstwerke ihres Mannes, des Künstlers Alexej Assaulenko (1913 – 1989) der Stadt Rheine nach ihrem Ableben überließ, um sie als geschlossene Sammlung bei der Stadt Rheine für die Nachwelt zu erhalten. Die Absichten von Frau Gerte Paeßens-Wenzel und Frau Katharina Assaulenko sind somit deckungsgleich.
Ziele der Stiftung
Die „Museumsstiftung Rheine“ möchte gewährleisten, dass die Ziele und Aufgabenstellungen der Städtischen Museen Rheine möglichst optimal umgesetzt werden können. Deshalb unterstützt die „Museumsstiftung Rheine“ die Städtischen Museen Rheine insbesondere bei ihren klassischen Aufgaben.
Sammeln, bewahren, forschen und vermitteln.
Die Stiftung will mit ihrer Tätigkeit erreichen, dass weitere Vermögenswerte durch Zustiftungen gewonnen werden und so das Vermögen und die Erträge steigern.